Frank Müller-Rosentritt

IM LAND DER LEBERWURST-FREIHEIT: TAIWANISCHER BOTSCHAFTER MIT DELEGATION ZU BESUCH IN CHEMNITZ

Frank Müller-Rosentritt MdB FDP Deutscher Bundestag_ Delegation Taiwan Chemnitz 2

Am 20. und 21. September 2018 hatte ich eine fünfköpfige Delegation um den Repräsentanten von Taiwan, Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh, in Chemnitz zu Gast. Ihn begleiteten Vertreter der Wirtschafts-, Bildungs- und Politischen Abteilung der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland sowie die Leiterin für „Industrial Technology Research Institute, Western Europe Office“. Zum Delegationsbesuch schrieb der Wochenendspiegel am 21. September 2018:

 

Chemnitz. „Einhundertprozentige Freiheit heißt für uns Leberwurst-Freiheit“, sagte Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh in sehr gutem Deutsch. Der Botschafter von Taiwan (auch Provinz China genannt) erklärte heute im Gespräch, wie seine Landsleute ticken: „Wir reden frei von der Leber weg und was die Kommunisten denken, ist uns Wurst.“ Keine einfache Aufgabe für jemanden, der ein Land vertritt, das von der Volksrepublik China als eine abtrünnige Provinz gesehen wird. „Wir wollen der Außenwelt zeigen, was wir sind“, so der Botschafter. Sein Land stehe für einhundertprozentige Presse-, Rede- und Religionsfreiheit.

Auf Einladung des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Müller-Rosentritt weilte Shieh mit einer Delegation gestern und heute in Chemnitz. „Das soll der Beginn eines Dialoges werden“, hofft Müller-Rosentritt.  Während im westlichen Teil der Bundesrepublik schon seit Jahrzehnten gute wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Taiwan gepflegt werden, stecken diese im Osten noch in den Kinderschuhen. „Bis 1989 verstehe ich das ja noch. Aber dass sich danach niemand darum bemüht hat, ist mir unverständlich“, so der 1982 geboren Frank Müller-Rosentritt. Beim 1. Sächsisch-Taiwanischen Mittelstandsdialog, den der FDP-Mann initiiert hatte, wurde nun neue Weichen gestellt.

Einige Unternehmen, wie die von Jens Kieselstein geführte KIESELSTEIN International GmbH, einem Spezialisten im Drahtziehmaschinenbau, sind schon lange im Export nach Taiwan tätig. Der Unternehmer berichtete beim Sächsisch-Taiwanischen Mittelstandsdialog“ über seine Erfahrungen. „Wirklich sehr interessant“, kommentierte der Chemnitzer Rechtsantwalt Gerit Niebergall die Veranstaltung. Einen Tag später nahm er an einer weiteren Zusammenkunft mit der taiwanischen Delegation teil und kritisierte dort: „Es ist unverständlich, dass von der Stadt niemand gekommen ist.“

Eine Premiere gab es in Chemnitz unterdessen im Zuge des Besuches aus Taiwan doch zu erleben: „Es war das erste Mal, dass IHK und BVMW Chemnitz gemeinsam bei einer derartigen Veranstaltung präsent waren“, freute sich Frank Müller-Rosentritt. Er habe mit seinem Engagement den Grundstein legen wollen für weitere Vernetzungen zwischen Firmen und Universitäten in Chemnitz und Taiwan.

Hintergrund Geschichte Taiwan
Die Republik China wurde nach der Xinhai-Revolution auf dem chinesischen Festland am 1. Januar 1912 in Nanking ausgerufen. Die Insel Taiwan, von 1895 bis 1945 unter Herrschaft des japanischen Kaiserreichs, fiel erst nach dem Zweiten Weltkrieg an die Republik China. 1949 – nach der Gründung der Volksrepublik China – zogen sich die Regierung, Eliten und Streitkräfte der Republik China auf die Insel Taiwan zurück. Dort etablierte die von Chiang Kai-Shek geführte Staatspartei Kuomintang unter Beibehaltung des Ausnahmezustands eine mehrere Jahrzehnte andauernde Einparteienherrschaft. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war von hohem Wirtschaftswachstum gekennzeichnet, gegen Ende der 1980er Jahre ließ die Kuomintang eine schrittweise Demokratisierung zu. Heute ist die Republik China auf Taiwan ein technisch hochentwickelter, demokratisch verfasster Industriestaat.

Auch nach der Ausrufung der Volksrepublik China 1949 vertrat die Regierung der Republik China auf Taiwan China zunächst bei den Vereinten Nationen und war ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats. Als Folge der Ein-China-Politik der Volksrepublik brachen aber immer mehr Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zur Republik China ab, die 1971 auch ihre UN-Mitgliedschaft an die Volksrepublik abgeben musste. 1979 brachen schließlich auch die USA die diplomatischen Kontakte ab, nachdem sie offizielle Beziehungen zur Volksrepublik aufgenommen hatten (Taiwan Relations Act). Nur eine Minderheit der Staatengemeinschaft unterhält heute formal diplomatische Beziehungen mit der Regierung in Taipeh. Die völkerrechtliche Stellung der Republik China auf Taiwan ist bis heute umstritten und Gegenstand des Taiwan-Konflikts. (Quelle: Wikipedia)

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