Frank Müller-Rosentritt

Für Deutschland im Ausland unterwegs: Was wir von Asien noch lernen können.

Bei den Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr habe ich die Reduzierung der Abhängigkeiten von China wesentlich mit verhandelt. Dazu gilt es neue und bestehende Partnerschaften in Südostasien zu stärken und deutlich auszubauen. Aus diesem Grund habe ich kürzlich in Singapur an der „Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft“ teilgenommen. Auf einer Fläche so groß wie Hamburg und mit ca. 6 Millionen Einwohnern ist Singapur für zahlreiche europäische Firmen der wichtigste Finanz- und Versandknotenpunkt in Südostasien und die Straße von Singapur einer der Haupthandelsrouten weltweit.
Namensschild - Frank Müller-Rosentritt

Zusammen mit Christian Sewing (CEO der Deutschen Bank), Roland Busch (CEO von
Siemens) und über 500 CEOs weiterer, überwiegend mittelständischer Unternehmen aus
ganz Deutschland sowie Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert
Habeck habe ich mit hochkarätigen Gesprächspartnern wie Wolfgang Ischinger, Außen- und
Wirtschaftsministern verschiedener ASEAN Staaten darüber sprechen können, wie wir
unsere Abhängigkeiten von China reduzieren, Lieferketten diversifizieren und neue Märkte
für unsere Firmen erschließen können. Zusammen mit dem Auswärtigen Amt, dem
Bundeswirtschaftsministerium und den mehr als 2.100 Deutschen Unternehmen, die bereits
einen Sitz in Singapur haben, gilt es nun, die Beziehungen zu den demokratischen Ländern
der ASEAN Staaten (Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die
Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) deutlich auszubauen.

Skyline

Im Anschluss an die „Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft“ in Singapur habe
ich gemeinsam mit herausragenden Experten wie Dr. Claudia Major, Prof. Karl-Rudolf Korte,
Igata Akira oder Tomiko Ischikawa für die FDP-Bundestagsfraktion am 30. Deutsch-
Japanischen Forum in Tokio teilgenommen. Durch seine Lage ist Japan – westlich von
China und Nordkorea sowie südwestlich von Russland – überwiegend von Diktaturen
umgeben und steht deshalb politisch, gesellschaftlich und vor allem auch wirtschaftlich
überwiegend ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland gegenüber.
Gemeinsam müssen wir uns – wo immer es geht – für Freiheit und gegen die Feinde der
offenen Gesellschaft engagieren und unsere Resilienz gegenüber China stärken.

In den Gesprächen mit den japanischen Partnern aus Wirtschaft, Politik und Militär drehten
sich die Fragen und Diskussionen darum, wie wir Lieferketten, Stromversorgung und
Absatzmärkte diversifizieren, unsere Klimaziele einhalten und gemeinsam noch enger
zusammenarbeiten können.
Um im Jahr 2050 CO2-neutral zu sein und trotzdem Rahmenbedingungen für
Wirtschaftswachstum zu organisieren, fährt Japan mit Zustimmung der Bevölkerung
perspektivisch wieder zehn Kernkraftwerke hoch und prüft den Einsatz weiterer 17.
Darüber hinaus nutzt Japan bei fossilen Brennstoffen ein Verfahren zur Reduzierung von
CO2-Emissionen in die Atmosphäre durch die Abspaltung von Kohlenstoff und Einlagerung in
unterirdische Lagerstätten. Eine ursprünglich in Deutschland entwickelte Technologie (CCS)!
Japan hat sich zum Ziel gesetzt, eine Wasserstoffnation zu werden und investiert enorme
Summen in diese Infrastruktur. Diese wird zwar erst mit braunem und blauem und sobald
möglich mit grünem Wasserstoff befüllt.
Parallel baut Japan im gewaltigen Tempo Solaranlagen auf, da Offshore-Windanlagen
aufgrund der extremen Tiefe des Ozeans sehr schwer zu realisieren sind.
Da Japan als Inselstaat niemand hat, auf den es sich bei der Energieversorgung verlassen
kann, können wir im Hinblick auf Resilienz, Verfügbarkeit und Klimaschutz viel lernen.
Mit der Idee eines Deutsch-Japanischen Mittelstandsforums in Sachsen ist es mein großes
Ziel, unseren Mittelstand und unsere Universitäten noch besser mit japanischen Partnern zu
vernetzen.